Mittwoch, 22. Juni 2011

Der Große Energie - Kreislauf, Zhoutian-Übung

Im daoistischen Qi Gong sind die „Dant'ien Übungen“ und die „Übungen der Energie - Kreisläufe“ („Zhoutian- Übungen“) von zentraler Bedeutung.
Die Übungen des Dant'ien (Xia Dant'ien im Unterbauch) dienen primäer dem „Sammeln des Qi.“
Das wurde bereits im Post „Kleiner Himmlischer Kreislauf“ ausführlich beschrieben.
Die Übungen der „Energie - Kreisläufe“ dienen dazu, das gesammelte Qi in den Energieleitbahnen gezielt fließen zu lassen.
Die Daoisten sprechen von 2 Kreisläufen: Vom „Kleinen Himmlischen Kreislauf“ und vom „Großen Energiekreislauf“.
Bei der daoistischen Meditation des „Kleinen Himmlischen Kreislaufs“ steht die spirituelle Entwicklung zum „wahren Menschen“ im Vordergrund.
Eines Menschen, der im Einklang mit dem Dao lebt und der, wenn es ihm bestimmt ist, in die höchste Stufe das Dao (Erleuchtung) eintreten kann.
Die bereits beschriebenen physiologischen Auswirkungen der Übungen des „Kleinen Himmlischen Kreislaufs“ auf das Zentralnervensystem, auf das vegetative Nervensystem, auf Stoffwechsel und vieles mehr sind in den Posts „Kleiner Himmlischer Kreislauf“ nachzulesen.
Beim „Großen Energie – Kreislaufs“ ist der gesundheitliche Aspekt seit 1955, als der Arzt Dr. Liu Kui-chen durch seine erfolgreiche wissenschaftlich - medizinische Arbeit das Interesse des Westens an den chinesischen Atemmethoden und der Anwendung von Qi Gong Übungen in der TCM weckte, in den Vordergrund gerückt..
Gesund ist ein Mensch nach Ansicht der chinesischen Mediziner, wenn Yin- und Yang-Qi in harmonischem Gleichgewicht durch den Körper fließen. Ungleichgewicht oder Blockaden von Qi bedeuten immer Krankheit.
Durch die Übungen der Energiekreisläufe wird der Qi-Fluss stark beschleunigt und Yin und Yang harmonisiert. Die Energiebahnen werden gereinigt und Verengungen und Blockaden aufgelöst.
Bei den Kreislaufübungen (Zhoutian-Übungen) verbindet man Aufmerksamkeit und Vorstellung -(beides ist „Yi“ als Manifestation des „Shen“ [Geist]) - mit dem Atem und bringt dadurch das Qi im Körper kraftvoll zum Fließen.
Während der „Kleine Himmlische Kreislauf“ in den Wundermeridianen Lenkergefäß / „Du Mai“ (an der Wirbelsäule hinauf) und Dienergefäß / „Ren Mai“ (vorne Körpermitte hinunter) im Rumpf erfolgt, führt der „Große Energie - Kreislauf“ das Qi durch die Meridiane des ganzen Körpers.
Der Verlauf des alltägliche Energiekreislaufs im Menschlichen Körper“ mit Angaben von den Zeiten der Haupttätigkeit, Flussrichtung und vieles mehr wurde im Post „Die Energieleitbahnen im menschlichen Körper“ ausführlich beschrieben.


Der Große Energie . Kreislauf:
Die hier beschriebene Version des „Großen Energiekreislaufs“ wird von den Daoisten seit Generationen praktiziert und überliefert..
Die Übungsposition kann zwischen Stehen, Sitzen, Liegen oder Gehen frei gewählt werden.
Die Daoisten bevorzugen die Stehposition beim „Großen Energiekreislauf“ und die Sitzposition beim „Kleinen Himmlischen Kreislauf“.
Der Atem soll lang, langsam, sanft und tief in den Unterbauch geführt werden.
Es ist nicht notwendig, den exakten Verlauf der Meridiane genau zu kennen. Das Einhalten der angegebenen Flussrichtung und die sehr allgemeine Vorstellung vom Meridianverlauf genügt.
Wie bei jeder Qi Gong Übung wird begonnen mit dem „Lockern und Still-werden“ und dem „Sinken-lassen“ und Sammeln des Qi im Unteren Dant'ien.
Mit dem Ausatmen richtet man die Aufmerksamkeit hinunter zu den Fußsohlen zum Punkt Sprudelnde Quelle „Yongquan“. (Nierenpunkt 1 zwischen 1. u. 2 Fußdrittel in der Verlängerung des 2. Zeh) und startet den Energiekreislauf.


Einatmen
Beim Einatmen führt man das Qi über die die Fersen auf der Hinterseite der Beine und am Rücken nach oben, und zwar breit flächig über die Nieren zu den Schultern und entlang der Wirbelsäule zum „Dazhui“ (Punkt des Großen Halswirbels), wo das Qi in der Vorstellung gesammelt wird und über Nacken und Hinterkopf zu Bai Hui (Himmelstor Mitte Schädeldecke) geführt wird..
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Ausatmen
Beim Ausatmen wird das Qi vom Kopf auf der Vorderseite des Körpers und auf der Vorderseite der Beine nach unten zur Fußsohle geführt.


Einatmen
Beim Einatmen führt man das Qi auf der Beinaußenseite und an der Körperseite nach oben bis zu Schultern und Achsel.


Ausatmen
Beim Ausatmen wird das Qi auf der Innenseite der Arme über die Handfläche zu den Fingern geführt


Einatmen
Beim Einatmen führt man das Qi von den Fingern über die Handrücken auf der Außenseite der Arme bis zum Da Zhui (Großer Halswirbel/1. Brustwirbel) und über den Hinterkopf hoch zum Bai Hui (Mitte Schädeldecke).


Ausatmen
Beim Ausatmen führt man das Qi auf der Vorderseite von Kopf, Körper auf der Innenseite der Beine zu den Fußsohlen und der Kreislauf ist im ersten Durchlauf beendet.


Nach der 3. oder 9. oder 36. Wiederholung des Durchlaufs kommt man zum Abschluß.


Einatmen
Mit dem Einatmen führt man das Qi auf der Hinterseite der Beine den Rücken über das Steißbein (Wei Lü) an der Wirbelsäule (Lenkergefäß „Du Mai“) hoch zum „Bai Hui“ (Mitte Schädeldecke).


Ausatmen
Mit dem Ausatmen senkt man das Qi vom „Bai Hui“ ins Oberen Dant'ien im Kopf (hinter dem Punkt zwischen den Augenbrauen), dann ins Mittlere Dant'ien (Mitte Brustbein im Brustraum) und letztlich von dort in das unteren Dant'ien (4 Querfinger unter dem Nabel, 4 -5 Zentimeter im Bauchinneren).
Dabei stellt man sich vor, dass man das Qi vom Bai Hui wie in eine helle Quecksilbersäule von oben nach unten ganz sanft in das Obere Dant'ien, dann ins Mittlere Dant'ien und schließlich ins Untere Dant'ien drückt.


Übungsausführung:
Während der Übung soll die Wirbelsäule möglichst gerade sein. Wirbel für Wirbel ist wie auf einem Seidenfaden aufgehängt. „Bai Hui“ (Mitte Schädeldecke) und „Hui Yin“ (Dammpunkt) liegen auf einer gedachten lotrechten Linie. Dazu ist das Becken nach vorne gekippt, das Kinn angezogen und der Kopf leicht nach vorne geneigt.
Die Vorstellungskraft kann durch lockeres Heben und Senken der Arme und Hände unterstützt werden (sowohl vor dem Körper wie auch seitlich und über dem Kopf). Der Qi-Fluss kann auch dadurch unterstützt werden, dass man mit den Händen das Qi entlang des vorgestellten Qi-Flusses führt. Am besten ist es, den Körper nicht zu berühren, sondern sich vorzustellen, dass der „Laogong Bereich“ (Mitte Handfläche innerer Laogong Punkt, Mitte Handrücken äußerer Laogong Punkt) wie ein Magnet das Qi mitzieht und führt.


Abschlussübung:
Die Hände mit den Laogong Punkten (Handfläche auf Handrücken) aufeinander auf das Untere Dant'ien legen und 36 mal aufmerksam in größer werdenden Kreisen über den Bereich Dant'ien streichen, dabei aber den größten Kreis nicht über Nabel und Schambein hinaus führen, und dann mit 24 mal mit kleiner werdenden Kreisen zurück zum Ausgangspunkt gehen.
Zur Frage, welche Hand liegt oben, welche unten, sagen die allgemeinen Regeln, dass bei Frauen die rechte Hand in der Linken liegt, dass also die rechte Hand auf dem Dant'ien liegt, und die Linke darauf gelegt wird. Bei Männern umgekehrt.
Ich sehe das wie viele Daoisten anders, weil beim daoistischen Gruß die Männer immer die rechte Hand in die Linke legen, ich fühle mich auch deutlich wohler, wenn meine rechte Hand in der Meditation in der Linken liegt.
Am Besten ist, viel zu Üben und auszuprobieren, wie man sich wohler fühlt und dann danach richten.






©2011 Copyright: Dr. Reinhard Hörmann

Donnerstag, 9. Juni 2011

Kleiner Himmlischer Kreislauf Teil 2, Zhoutian-Übung

 
Die Vorbereitung für den Kleinen Himmlischen Kreislauf:


Entspannen und Still-werden:


Grundsätzliche Vorbedingung von Qi Gong ist Entspannen (Song) der Muskeln, Sehen, Bänder und Gelenke und Stillwerden (Ching) , das heißt, die Denksubstanz in einen ruhigen Zustand fallen zu lassen. Dazu sucht man sich einen störungsfreien Platz, schaltet das Telefon aus und hält alle von außen eindringende Erregungen und Reize von sich fern.
Bei Regen, Sturm und Gewitter soll nicht geübt werden. Nach dem Essen sollten 30 Minuten vergangen sein.
Zum Entspannen empfehlen sich leichte Lockerungs- und Dehnungsübungen. Übungen, die Kraftanstrengungen erfordern oder zu Atemnot oder keuchendem Atem führen, sind nicht geeignet, weil sie zur Beruhigung des Gesamtmechanismus nicht beitragen können.
Entspannungsübungen des Stillen Qi Gong sind empfehlenswert. Der Körper wird, beginnend beim Kopf, von oben nach unten entspannt. Man geht mit der Aufmerksamkeit von oben nach unten durch den Körper, prüft, ob die Augen entspannt in den Höhlen liegen, ob das Gesicht entspannt ist, lächelt nach innen, schließt die Lippen ganz locker, die Zähne sind nicht aneinander gepresst, und prüft in den Gliedmaßen des Körpers, ob alles entspannt ist. Dann stellt man sich vor, dass angenehm temperiertes Wasser von oben nach unten den Körper außen und innen duscht und durch-spült und genießt die Entspannung.
Immer wiederkehrende Gedanken können kommen und gehen, man läßt sie ohne Spuren zu hinterlassen weiterziehen wie die Wolken am Himmel. Einfach loslassen und die Denksubstanz beruhigen, um die Großhirnrinde zu entspannen. Eine entspannte Muskulatur ist immer ein Zeichen von entspanntem Cortex und vice versa (umgekehrt). Ist die Muskulatur gut entspannt, kann man daraus immer auf den Grad des erreichten Ruhezustands schließen.


Der Atem:


Je entspannter der Körper und je ruhiger und gelassener das Gehirn und das Nervensystem sind, desto langsamer verläuft auch die Atmung ohne Kraftanstrengung.
Vor Beginn jeder Qi Gong Übung ist es empfehlenswert, 9 mal die Qi Gong Atmung auszuführen. Das heißt, man atmet durch die Nase in den Unterbauch ein, die Zungenspitze liegt hinter den oberen Schneidezähnen am harten Gaumen, und lässt bei einer etwas längeren Ausatmen die Zunge wieder fallen. Dabei denkt man; „Alles Schlechte hinaus“.
Dem folgt die unten beschriebene Übung „Die Gedanken fliegen ins Dant'ien“
Bei der Hauptübung des „Kleinen Himmlischen Kreislaufs“ wendet man die paradoxe Atmung an. Das ist die umgekehrte Bauchatmung, bei der beim Einatmen die Bauchdecke eingezogen wird, wobei sich die Bauchmuskulatur und Beckenboden leicht anspannen. Der Bauchraum wird dadurch eingeengt und die Bauchorgane stehen unter Druck und das venöse Blut wird „heraus gedrückt“. Und auch das Qi wird aus dem Dant'ien in die Gefäße und Meridiane „hinaus getrieben“. Beim Ausatmen entspannt sich der Bauchraum und viel Qi kann in das Dant'ien einströmen. Diese Atmung wird auch „Tu Na“ Methode genannt, bei der das Qi genährt und gepflegt wird.
Sie wird teilweise auch in der Karzinombehandlung angewendet.
Bei unserer Übung dient sie der Pflege des Qi, weil das Qi bei jedem Durchlauf durch das Dant'ien neu aufgeladen wird, um mit noch größerer Kraft in den neuen Qi Umlauf zu gehen.


Die Position des Körpers:


Der Kleine Himmlische Kreislauf kann im Gehen, Stehen. Sitzen oder Liegen geübt werden.
Die Daoisten bevorzugen die Sitzposition. Sie sollte aber so gewählt werden, dass sie auch bequem ist, ohne sich anzulehnen!
Die Augen sollen geschlossen oder wie hinter einem Vorhang halb geöffnet sein, um nicht Qi durch die Augen zu verlieren. Hinter den geschlossenen Lidern wird der leer Blick in die Ferne oder nach Innen gerichtet.
Beim Gehen wird der Blick leer einige Schritte voraus gerichtet.
Wichtiger Tipp für Sitzen und Stehen:
Der Rücken soll gerade sein, Bai Hui ist in einer geraden Linie vertikal über Hui Yin,
Der Kopf wirkt wie am Bai Hui mit einem Seidenfaden im Himmel aufgehängt und Wirbel für Wirbel sind von den Halswirbeln bis zum Steißbein wie auf einer Perlenschnur aufgereiht, das Becken ist leicht vor-gekippt, wie unmittelbar vor dem Niedersetzen.
Das Kinn ist zur Brust gezogen, um die Halswirbel zu strecken und gerade zu richten und für den Qi Fluss durchlässig zu machen. Den Kopf keinesfalls in den Nacken legen..


Die Gedanken fliegen ins Dant'ien:


Diese vorbereitende Übung ist besonders für den Anfänger sehr hilfreich.
Die Aufmerksamkeit wird auf das Dant'ien gerichtet und man atmet in der Vorstellung sanft, rund und tief mit der umgekehrten Bauchatmung in den Unterbauch ein und spannt das Perineum leicht an. Dann stellt man sich vor, dass das Dant'ien bei jeder Ausatmung wie ein kleiner Luftballon (oder Ball) etwas aufgeblasen wird. Auch die Vorstellung eines Glutnestes, das durch Zugluft befeuert wird, wie man es vom Grillen kennt, kann hilfreich sein.
Menschen mit Blutniederdruck und Frauen während der Periode wählen statt des Unteren Dant'ien das Herznest (Xin Wo) auf der Mitte des Brustbein. Einige daoistische Frauentempel praktizieren den „Kleinen Himmlischen Kreislauf“ so, dass sie grundsätzlich immer im „Haus des Feuers“ (Herznest) beginnen,
Wenn Übende Probleme haben, den Kleinen Himmlischen Kreislauf im Unteren Dant'ien zu starten, ist es leichter, mit dem Herznest zu beginnen.
Wichtig:
Der Kreislauf wird immer, auch bei Beginn im Herznest, im Unteren Dant'ien abgeschlossen!
Es ist für Anfänger leicht, im Herznest bei der Kammer des Qi (Mittleres Dant'ien), nach einigem Üben wohlige Wärme zu empfinden. Es ist dann relativ einfach, das Qi vom Herznest mittels Aufmerksamkeit während der Ausatmung in das Untere Dant'ien sinken zu lassen.
Wichtig:
Allen Disziplinen der Inneren Kampfkunst liegt die Erkenntnis zugrunde, dass das Qi der Aufmerksamkeit folgt. Der Geist lenkt das Qi und das Qi folgt dem Geist!


Die Hauptübung:


Die Wiederholung (Teil 1) der Stationen des Kleinen Himmlischen Kreislaufs:


    Unteres Dant'ien (Xia Dant'ien) Der Dammpunkt (Hui Yin) Der Steißbeinpunkt (Wei Lü) Das Lebenstor (Ming Men) Ankunft des Yang (Zhi Yang) Der Große Wirbel (Dazhui) Das Jadekissen (Yuzhen) Der Scheitelpunkt, Himmelstor, Hundertfacher Sammler“, (Bai Hui) Yin Tang, („Siegelhalle“), ein Quadratzoll zwischen den Augen Ren Zhong, die Mitte des Menschen, auch Shui Gou, Wassergraben Cheng Qiang (Breifänger): Herznest (Xin Wo)

Der Kleine Himmlische Kreislauf beginnt im Unteren Dant'ien. Die Übung „Gedanken fliegen ins Dant'ien“ ist deshalb hilfreich, weil sich unsere Aufmerksamkeit bereits in diesem Bereich befindet..

Mit umgekehrter (paradoxer) Bauchatmung atmet man in der Vorstellung in das Untere Dant'ien ein und in dieses aus. Beim Einatmen zieht man die Beckenmuskulatur im Perineum und eventuell auch die Schließmuskeln leicht an. Beim Ausatmen wird entspannt und die Vorstellung eines aufzublasenden kleinen Balls, Luftballons oder Glutnestes bleibt aufrecht, wenn das Dant'ien mit kraftvollem, frischen Qi aufgefüllt wird.

Es ist darauf zu achten, dass man nicht die Beckenmuskulatur mit den Gesäßmuskeln verwechselt. Die zusätzliche Anspannung der Gesäßmuskeln ist nicht erforderlich, schadet aber nicht.

Diese Atemübung wird solange wiederholt, bis man das Gefühl hat, Atem und Qi sind bei dem Bereich angekommen, auf den sich die Aufmerksamkeit richtet.

Meiner Erfahrung nach ist es günstig, während der Dauer der Übung die Zungenspitze immer hinter den oberen Schneidezähnen am harten Gaumen zu belassen.

Wenn wir spüren, dass wir in dem Energiebereich mit Aufmerksamkeit und Qi angekommen sind, richtet sich die Aufmerksamkeit auf die nächste Station unseres Kleinen Himmlischen Kreislaufs.

Wichtig ist, sich für die einzelnen Stationen viel Zeit zu nehmen, um den Körper zu sensibilisieren. Alle Atemübungen sollen von Mühelosigkeit und Leichtigkeit geprägt sein.

Wenn wir alle Stationen geübt haben und wieder im Unteren Dant'ien angelangt sind
legen wir die Hände zum Abschluss übereinander auf das Dant'ien kreisen die Hände 36 mal im Uhrzeigersinn auf der Bauchdecke in immer größer werdenden Kreisen, aber nicht über Nabel und Schambein hinaus gehend, und dann 24 mal mit kleiner werdenden Kreisen zurück zum Ausgangspunkt.

Mit fortlaufender Übung wird der Entspannungszustand und die Innere Stille immer Tiefer werden und die Sensibilität gegenüber den körpergeistseelischen Vorgängen wird sich von allmählich steigern.

Der Übende wird erleben und empfinden, dass sich Realität und Vorstellung immer näher kommen und einander von selbst ohne Zutun korrigieren. Der Qi-Fluss wird vielleicht in der Empfindung breiter oder schmäler werden, als vorgestellt, er wird vielleicht weiter ins Körperinnere wandern, er wird unter Umständen vor dem geistigen Auge sichtbar werden oder bestimmte erfahrbare Sensationen auslösen.

Empfindungen (Sensationen) wie starke Wärme im Körper, oder „sich viel größer als normal fühlen“, oder dass der Körper plötzlich ganz leicht wird und vielleicht ohne Begrenzungen, aber auch Schwere und Kühle, Jucken und Ameisenkribblen usw. kommen immer wieder vor.

Das und vieles andere ist völlig normal, es zeigt nur, dass sich die Leitbahnen für den Qi-Fluss öffnen. Wenn das passiert, ist das völlig okay, wenn nicht, ebenfalls, dann sind die Leitbahnen vielleicht schon offen oder sie öffnen sich erst später.

Sollte man noch nicht in der Lage sein, die „Paradoxe Atmung“ anzuwenden, so übt man mit normaler Bauchatmung. Wichtig ist, dass der Atem sanft und rund ist, wie eine Welle, die etwas steiler ansteigt und dann etwas länger flach ausrollt.

Wer auch mit der Bauchatmung Probleme hat, sollte Atemübungen machen und vorläufig seine eigene tägliche Atmung anwenden, bis er die Bauchatmung bzw. paradoxe Bauchatmung beherrscht.

Da Qi Gong bei jedem Übenden seine Spuren hinterlässt sie auch ins tägliche Leben übertragen werden, ist es empfehlenswert, im täglichen Leben seine Art zu atmen zu beobachten. Damit können die Veränderung des Atmens bei Spannungen oder Angstzuständen kennengelernt werden. Dadurch hätte man die Chance, sich von Emotionen nicht aus der Bahn werfen zu lassen
und einiges Belastendes aus dem Alltag loszulassen.

Wenn man nun auf seinem Weg im „Kleinen Himmlischen Kreislauf“ ist, kann es vorkommen, dass man bestimmte Bereiche, auf die man die Aufmerksamkeit richtet, mit dem Qi nicht erreicht oder dass die Aufmerksamkeit auf einem bestimmten Bereich des Lenkergefäßes stehenbleibt oder überhaupt verloren wird.

Bleibt die Aufmerksamkeit stehen, so bleibt auch das Qi stehen. Umgekehrt ist es aber auch so, dass die Kraft des Qi für die Aufwärtsbewegung nicht reicht und unsere Aufmerksamkeit dann stehen bleibt.

Wichtig: Die Aufmerksamkeit darf in so einem Fall niemals gezwungen werden, das Lenkergefäß weiter nach oben zu verfolgen.

Wenn die Kraft im Dant'ien für die Qi Bewegung nicht mehr ausreicht oder die Aufmerksamkeit verloren wird, schickt man mit der Aufmerksamkeit zurück ins Dant'ien und beatmet (befeuert) es von Neuem, um das Qi aufzuladen.

Ist das Dant'ien wieder aufgefüllt, kann man mit einem neuen Kreislauf beginnen.

Das Qi im Lenkergefäß gleicht einer Quecksilbersäule. Zieht man es künstlich weiter als die natürliche Kraft aus dem Dant'ien ausreicht, so reißt die Säule ab und das lebensnotwendige Yuan Qi ist unwiederbringlich verloren.

Die Chinesen sagen: „Nur ein dummer Bauer zieht am Sprössling, um ihm beim Wachsen zu helfen“.

Und nun zur sogenannten Elsternbrücke:

Diener- und Lenkergefäß haben im Mundbereich keine Verbindung. Wenn die Zunge nicht hinter den oberen Schneidezähnen liegt, ist der Kreislauf getrennt. Beim Embryo liegt die Zungenspitze immer am Gaumenbogen und der Kleine Himmlische Kreislauf ist dadurch immer geschlossen. Der Embryo wird über den Nabel versorgt und über die Zunge fließt die Ursprungsenergie (Energie des früheren Himmels [Yuan Qi]) vom Lenkergefäß in das Dienergefäß. Die Gefäße (Wundermeridiane) sind die einzigen Energieleitbahnen, wo das Qi in beide Richtungen fließen und gelenkt werden kann, ohne Schaden anzurichten. Bei Meridianen kann durch inverse Fließrichtungen gesundheitlicher Schaden entstehen.

Der Name Elsternbrücke stammt aus einem chinesischen Märchen. Ein Prinz und eine Prinzessin wurden durch verfeindete Eltern voneinander durch einen unüberwindbaren Fluss getrennt. Da ihnen in ihrer Verzweiflung niemand half, bildeten unzählige Elstern mit ausgebreiteten Flügeln eine Brücke für das Liebespaar.

Das sollte die Bedeutung der Zunge als Elsternbrücke im Kleinen Himmlischen Kreislauf hervor-streichen.

Für die Daoisten ist der Kleine Himmlische Kreislauf von spiritueller Bedeutung. Seit Jahrhunderten kennen sie die lebensverlängernde Wirkung dieser Meditation. Langes Leben ist aber für spirituelle daoistische Mönche nicht Selbstzweck, sondern bedeutet die Chance einer langen und tiefen spirituellen Entwicklung. Gesundheit und Lebenslänge sind für sie nur ein Nebenprodukt oder Zugabe des Kleinen Himmlischen Kreislaufs zur spirituellen Entwicklung. Viele Meister haben durch jahrelanges Üben das Dao, die Erleuchtung erreicht.

Daoisten beteuern immer, dass sie die Erleuchtung im Gegensatz zu den Buddhisten nicht anzustreben, sondern nur die spirituellen Entwicklung zum sogenannten „Wahren Menschen“ durch ihre Übungen erreichen wollen. Kommt dazu noch die Erleuchtung, dann ist es gut. Willentlich kann man sie sowieso nicht herbeiführen oder „machen“. Man kann nur den Weg gehen, Erleuchtung kann nur „passieren“, muss aber nicht sein . Die Daoisten sagen: „Das Glück liegt am Rande des Weges, nicht am Ende der Straße“.

Es gibt einige daoistische Schulen, die den „Kleinen Himmlischen Kreislauf“ als Verbindung von Herzgegend mit Nierengegend definieren und meditieren, um das Feuer (Herzfeuer)unter das Wasser (Nieren) zu bringen, um mit dem aufsteigenden „Destillat“ in einem osmotischen Vorgang Knochenmark, Muskeln und Sehnen positiv zu beeinflussen.

Andere daoistische Denkschulen meditieren nicht den Kleinen Himmlischen Kreislauf, sondern konzentrieren sich vorwiegend auf die Pflege des Untere Dant'ien, um die Leitbahnen zu öffnen.

Diese Methode ist langwieriger, funktioniert aber nach dem gleichen Prinzip. Der „Goldene Ofen“ im Dant'ien wird durch Atemübungen und geistige Konzentration (Shen) angeheizt und Qi und Jing werden erhitzt und schließlich zum Überlaufen gebracht. Die überlaufende Energie sinkt als „Reines Yang“ hinab zum Wei Lü (Tor des Schwanzes) und steigt dann, durch langes Üben immer kraftvoller geworden, mit Jing zum Mittleren Dant'ien (Kammer des Qi) auf und dort wird Jing und Qi in „Reines Qi“ umgewandelt.

Beim Aufsteigen des „Reinen Qi“ zum Oberen Dant'ien (Speicher des Shen, Sitz des Ursprünglichen Geistes) erfolgt die Verfeinerung des „Reinen Qi“ zu „Reinem Shen“ (Reinem Geist) und damit erfolgt die Rückkehr des Reinen Geistes in die „Große Leere“ (T'ai Hsü).

Die Große Leere ist das Dao, das Namenlose, von dem alle Dinge kommen und in das alle Dinge zurückkehren.

Wichtig ist, dass der westliche Mensch nicht die Illusion hat, dass er die östlichen Zeitmaßstäbe auf den Westen anwenden kann. Wenn die Daoisten eine Übung als 100-Tagesübung bezeichnen,
gehen sie davon aus, dass täglich viele Stunden geübt wird. Diese Zeitspanne ist natürlich auf eine Übungsdauer von täglich 30 Minuten oder 3 mal 30 Minuten täglich nicht umzulegen.

Aber bleiben wir am Boden, das Ziel, unsere gegebene Lebensspanne weitgehend auszunützen und gesund zu leben können wir auch bei täglich 3o Minuten Üben allmählich erreichen.

Sollten wir eine hohe spirituelle Entwicklung oder außerordentliche Qi Gong Fähigkeiten anstreben, müssten wir allerdings unsere Leben radikal umstellen. Wenn wir das nicht wollen, bleibt uns die Freude an kleinen Fortschritten, um dem Ziel von Gesundheit, innerer Harmonie und langem Leben Schritt für Schritt immer näher zu kommen.

Für uns ist es ein großer Erfolg, mit der Übung des „Kleinen Himmlischen Kreislaufs“ die Gefäße (Wundermeridiane) zu aktivieren und unser Qi wieder in Fluss zubringen. Gelingt das, so können wir vom Öffnen der Gefäße sprechen und sicher sein, dass wir den Alterungsprozess allmählich verzögern.

Daoisten meditieren jahrelang, um die Gefäße (Wundermeridiane) im daoistischen Sinn zu „Öffnen“.

Im daoistischen Verständnis sind Gefäße und Meridiane geöffnet, wenn die Kraft des Qi zu einer so gewaltigen Kraft anwächst, dass das beim Meditieren als außerordentlicher und gewaltiger Energiestrom wahrgenommen wird. Die Energie wird wie ein heißes, sich drehendes Energiefeld empfunden, das sich auf der Bahn des Kleinen Himmlischen Kreislaufs ausbreitet und bewegt, und zwar von Zentrum zu Zentrum. Aber das ist nicht das Ziel unserer Übungen in diesem Blog und ginge zu weit.

Jedenfalls ist das daoistische „Öffnen“ der Energieleitbahnen eine Angelegenheit von Jahren, verbunden mit strenger sexueller Enthaltsamkeit oder/und Vermeiden der Ejakulation.

Es ist aber auch für uns nicht auszuschließen, dass es beim Üben im Bereich der Wirbelsäule zu der Erscheinung des „aufschießenden Yang Qi“ kommt, gut spürbar, teils stärker, manchmal etwas schwächer.

Mit Fortdauer der Übung geht der Kleine Himmlische Kreislauf auf ganz natürliche Weise in den Großen (Himmlischen) Kreislauf der Gefäße und 12 Hauptmeridiane über.

Dazu ist nur Geduld und Ausdauer erforderlich. Der Lohn ist ein langes und gesundes Leben.


Physiologische Auswirkungen:

Je länger man übt, desto mehr erreicht man die Ruhigstellung der Großhirnrinde, auf deren Bedeutung in diesem Blog immer wieder hingewiesen wird.

Je besser die Ruhigstellung, desto geringer wirken die Emotionen auf das Großhirn und desto besser nimmt der Cortex seine Schutzfunktionen gegen Krankheiten wahr.

Im vegetativen Nervensystem kommt es zum Ausgleich von Sympathikus und Parasympathisch, wodurch der Blutdruck geregelt wird.

Die Übungen haben einen positiven Einfluss auf Atmung und Stoffwechsel, weil sich die Atemfrequenz verringert und der Grundumsatz sinkt.

Qi Gong Meister und die TCM Ärzte in China betonen übereinstimmend mit europäischen TCM Medizinern, dass viele schwer heilbare chronische Krankheiten gemildert werden.

Hier wird angeführt: Niereninsuffizienz, Tinnitus, Schwindel und Vergesslichkeit, also Krankheiten,die mit Ausscheidungsstörungen der Nieren zusammenhängen, Herzrhythmusstörungen, hormonelle Störungen der Nebennieren und andere chronische Leiden.


© 2011Copyright: Dr. Reinhard Hörmann

Dienstag, 7. Juni 2011

Der Kleine Himmlische Kreislauf Teil 1, Xiao Zhoutian-Übung

Das sogenannte Öffnen des Kleinen Himmlischen Kreislaufs gehört zu den bekanntesten Daoistischen Meditationspraktiken und wird dem Stillen Qi Gong zugerechnet.
Diese daoistische Basis - Übung entspricht dem daoistischen Bild der „Drei Dant'ien“ und dem sie umgebenden Himmlischen Kreislauf, der auf den beiden Wundermeridianen „Lenkergefäß“ (Du Mai) und „Konzeptionsgefäß“ (Ren Mai) verläuft. Die Verbindung dieser zwei Wundermeridiane wird durch die Zungenspitze am harten Gaumen hinter den oberen Schneidezähnen geschlossen.

Das Lenkergefäß („Du Mai“):

Du“ bedeutet Gouverneur, „Mai“ heißt Gefäß. Wie der Name schon andeutet, regiert das Lenkergefäß als Gefäß das Ur-Yang wie ein Gouverneur über alle Yang Meridiane.

Dieser Wundermeridian beginnt zwischen Anus und Steißbein und passiert den Steißbeinpunkt („Wei Lü“), dann den Lendenwirbelpunkt („Ming Men“) (Tor des Lebens) und steigt über die Mittellinie des Rückens über Hinterkopf und Kopfmitte „Bai Hui“ (Himmelstor) zu Stirn und Nase und tritt zwischen Nase und Mund (Punkt Mitte des Menschen [Ren Zhong]) an seinem Ende im harten Gaumen ein.


Der „Du Mai“ wird auch als „Meer der Yang Meridiane“ bezeichnet, weil er die Energien der Yang Meridiane bzw. der Yang Organe ausgleicht.

Das Konzeptions (oder Diener-)Gefäß („Ren Mai“):

Ren“ bedeutet „Verantwortlicher“. Das Konzeptionsgefäß als Gefäß des „Ur Yin“ ist verantwortlich für alle Yin Meridiane

Dieser Wundermeridian entspringt bei den Nieren, zieht hinunter zum Dammpunkt (Perineum) und tritt im Punkt Hui Yin (Tor des Todes), genau Mitte Damm gelegen, an die Körperoberfläche und steigt die vordere Körpermitte über Schambein, Nabel, Brustbein und Hals hoch bis zu der Furche zwischen Kinn und Unterlippe (Punkt Breifänger), tritt dort in das Kiefer ein und endet in der Zungenwurzel. Von dem Punkt (Breifänger [„Cheng Qiang“]) führt auch je ein Innerer Ast links und rechts über die Wangen zu den Augen.

Der „Ren Mai“ wird auch als das „Meer der Yin Meridiane“ bezeichnet, weil er die Energien der Yin Meridiane bzw. Yin Organe ausgleicht. Er ist der polare „Yin“ Partner des „Yang“ Lenkergefäßes „Du Mai“.

Der natürliche Qi Fluss verläuft also bei beiden Meridianen von unten nach oben.

Im „Kleinen Himmlischen Kreislauf“ wird jedoch das vordere Energiegefäß, der „Ren Mai“, dazu benutzt, das „Yin Qi“ in diesem Gefäß gegen seine natürliche Flussrichtung nach unten zu drücken, während im hinteren Gefäß Du Mai das feurige Yang Qi hoch-gedrückt wird.

Die Energie steigt also hinten in der Mitte des Rücken bis zur Schädelmitte Bai Hui hoch und vorne hinunter.

Die einzelnen Energiebereiche des Kleinen Himmlischen Kreislaufs:


Es wird zwar immer, wie auch in diesem Blog, von Punkten gesprochen, besser ist es aber, sich Energiezentren oder Energiebereiche mit verdichteten Zentren vorzustellen.


1.) Unteres Dant'ien (Xia Dant'ien):


Das ist der wiederholt in diesem Blog beschriebene Yang – Qi - Speicher im Unterbauch, der drei bis vier Querfinger unter dem Nabel, etwa 4 cm im Inneren gelegen und etwas so groß wie eine Zwiebel ist.


2.) Der Dammpunkt (Hui Yin):


Liegt in der Mitte am Damm zwischen Geschlechtsorgan und After. Dieser Punkt heißt auch „Tor (Pforte) des Lebens und des Todes“. Er sollte mental immer nach außen geschlossen sein. Für den inneren Qi – fluss [für Nei Qi (das Qi im Körper)] muss dieser Punkt offen sein, weil der Hui Yin Punkt die Qi Verbindung zur Ursprungskraft der Erde, zum ursprünglichen Yin, darstellt.
Nach außen muss diese Punkt immer geschlossen sein, um zu vermeiden, das Ursprungs Yin unwiederbringlich verloren geht.
Da durch diesen Punkt die Samenflüssigkeit hinaus-strömt und Leben entsteht, anderseits aber durch den Verlust von „Reinem Yang“ (Samen und Menstruationsflüssigkeit) das Leben verkürzt wird, heißt dieser Punkt auch „Tor des Lebens und des Todes“.
Blockaden des Dammpunktes können immer mit sexuellen Störungen in Zusammenhang stehen.


3.) Der Steißbeinpunkt (Wei Lü):


Wei Lü“ (Punkt „Große Kraft“) liegt an der Spitze des Steißbeins. Wei Lü bildet mit Du 1 (Chang Qiang), dem Beginn des Du Mai, das „Tor des Schwanzes“, also die 1. Pforte des „Kleinen Himmlischen Kreislaufs“.
Für die Daoisten ist hier das unterste Passtor und ein wichtiges Energiezentrum für das Yuan Qi in engem Zusammenhang mit der Sexualenergie. Impotenz und frühzeitiger Samenerguß können auf eine Blockade dieser Pforte hinweisen.


4.) Das Lebenstor (Ming Men):


Liegt zwischen 2. und 3- Lendenwirbel und ist die Projektion des Unteren Dant'ien nach hinten an der Körperoberfläche, es ist Sitz des MINGMEN–FEUER und der Wurzel der Essenz..
Ming“ ist „der Wille des Himmels“, „Men“ ist das Tor.
Im „Lebenstor“ ist das „Vorgeburtliche Qi“, das „Yuan Qi“ angelegt, zu einem Zeitpunkt, wo Vater und Mutter sich vereinigen. Der männliche Samen verlässt dieses Tor (beim Mann) und die weibliche Eizelle empfängt durch dieses Tor (bei der Frau), das legt die Lebensspanne fest, Ming Men ist also der Eingang (das Tor) zum Leben und zum Schicksal.
Tor des Lebens“ deshalb, weil basierend auf dem Trigramm Kan aus dem Buch der Wandlung (I Ging) die Theorie entstand, Ming Men sei das „Tai Ji“ des Mikrokosmos entsprechend dem „Tai Ji“ des Makrokosmos, aus dem das Ursprüngliche Yang und das Ursprüngliche Yin entstand.
Ming Men muss nach außen immer geschlossen sein, deshalb legen ältere Menschen beim Gehen intuitiv die Hände auf den Rücken und halten Ming Men zu.
Ming Men ist als 2. Pass oder Pforte vom aufsteigenden Yang Qi zu überwinden.


5.) Zhi Yang, Ankunft des Yang:


Bringt Yang Qi in den Brustraum, liegt zwischen 7. und 8. Brustwirbel, etwa auf Höhe der Schulterspitzen.
Der Bereich „Ankunft des Yang“ ist eine weiterer (3.) Pass, wo eventuelle Blockaden überwunden und aufgelöst werden müssen.


6.) Der Große Wirbel (Dazhui):


Liegt zwischen dem 7. Halswirbel und 1. Brustwirbel. Hier vereinigen sich alle Yang Meridiane des Fußes mit dem Lenkergefäß, es ist der Treffpunkt aller Yang Meridiane, die das „Klare Yang“ aufwärts zum Kopf transportieren. Das ist der 4. Passübergang, und je älter man wird und je schwächer der Druck des aufsteigenden Yang-Qi im Lenkergefäß wird, desto höher wird die Wahrscheinlichkeit eines Qi Staus. Die Daoisten sehen hier den Sitz des Alterns. Kommt keine Energie in den Kopf, werden die Haare grau, fallen aus und die Haut wird fahl und schlaff. Die Zähne fallen aus und der Mensch altert frühzeitig. Durch das Üben des Kleinen Himmlischen Kreislaufs wie durch andere Qi Gong Übungen können diese Blockaden aufgelöst werden.


7.) Das Jadekissen (Yuzhen):


Liegt Mitte des unteren Hinterhauptes, knapp über dem Rand des Schädelbeins und ist die hintere Projektion des oberen Dant'ien nach hinten an die Körperoberfläche. Steht hinsichtlich des Alterns , das im Nacken und im Hinterkopf beginnt, eng mit Dazhui in Verbindung und muss durch Üben mental durchlässig bleiben. Dieser Bereich wird auch „Tor des Schweigens“ genannt und ist der 5. Pass.


8.) Der Scheitelpunkt, Himmelstor, Hundertfacher Sammler“, Bai Hui genannt:


Liegt auf der Mittellinie Schädel im Schnittpunkt mir einer Linie, die beide Ohrspitzen verbindet.
Das Qi, das hierher vordringt, muss das „Eiserne Tor“ (6. Pass) zwischen Jadekissen und Bai Hui überwinden und sollte nach unten zum „Dant'ien“ fließen und mental am „Abstrahlen“ gehindert werden. Mit zunehmendem Alter wird dieses „Eiserne Tor“ immer mehr zum Hindernis.


9.) Yin Tang, („Siegelhalle“), ein Quadratzoll zwischen den Augen:


Liegt zwischen den Augen und ist die Projektion des Oberen Dant'ien (Shang Dant'ien) nach vorne an die Körperoberfläche. Er ist das Qi Zentrum der Hypophyse. Dieser Bereich steht mit den geistigen und intuitiven Fähigkeiten in Verbindung und ist Sitz des rudimentären Organs „Drittes Auges“. Dieser Bereich ist wichtig beim Qi Gong (auch beim Kleinen Himmlischen Kreislauf) für die Bedeutung des Lächelns. Die Stirn und das Obere Dant'ien wird durch Lächeln entspannt und „Yin Tang“ kann besser von Qi durchflutet werden.


10.) Ren Zhong, die Mitte des Menschen, auch Shui Gou, Wassergraben genannt:


Liegt auf der Furche zwischen Nasenansatz und Oberlippe. Der Name „Mitte des Menschen“ kommt daher, dass die Nase bzw. der Atem dem Himmel zugeordnet wird und der Mund, bzw. die Nahrung, der Erde, und der Mensch befindet sich zwischen Himmel und Erde.
Von hier tritt das Qi über den Punkt „Yin Jiao“, (dem Zahnfleischpunkt über den oberen Schneidezähnen) durch das Zahnfleisch des Oberkiefers in den harten Gaumen hinter den oberen Schneidezähnen ein. Über die Zunge, deren Spitze am harten Gaumen hinter den oberen Schneidezähnen liegt und als Elsternbrücke dient, gelangt das Qi zur Zungenwurzel und in den Ren Mai.


11.) Cheng Qiang (Breifänger):


Liegt in der Furche zwischen Unterlippe und Kinn. Von hier kann das Qi, das über den Ren Mai von der Zungenwurzel im „Cheng Qiang“ an die Körperoberfläche kommt, nach unten gelenkt werden.


12.) Das Herznest (Xin Wo):


Liegt in der Mitte des Brustbeins und ist die Projektion des Mittleren Dant'ien (Zhong Dant'ien) nach vorne an der Körperoberfläche.
Das Herznest gilt den Daoisten als Sitz des emotionalen Herzens. Von hier wird das Qi ins Untere Dant'ien (Xia Dant'ien) geleitet. Hier schließt sich der Kleine Himmlische Kreislauf,
und ein neuer „Kleiner Himmlischer Kreislauf“ beginnt.


Praktische Tipps zur Übung im folgenden Post „Kleiner Himmlischer Kreislauf“ Teil 2




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