Dienstag, 19. April 2011

„Der Frühling kehrt zurück “ eine Jahrhunderte alte, stark Verjüngende daoistische Übung

Wer als junger Mensch den Alterungsprozess hinausschieben möchte oder sich als älterer Mensch jünger und vitaler fühlen will, kann mit einem sehr einfachen daoistischen Qi Gong bei einer täglicher Übungsdauer von etwa 20 bis 30 Minuten erstaunliche Erfolge erzielen.

Diese Übung fördert die Durchblutung von Haut und Organen, führt zu strahlendem Teint und jugendlicher Frische, lockert Muskeln, Bänder, Sehnen und Gelenke, strafft den Bauch, stärkt und entspannt den Rücken, kräftigt die Beinmuskulatur, leitet alte verbrauchte Energie aus dem Körper und führt besonders bei Menschen, bei denen der Körperschwerpunkt immer mehr nach oben wandert, zu einem Senken des Schwerpunktes in das untere Tant'ien.

Mit zunehmendem Alter werden die Menschen immer steifer, die Bewegungen verlieren durch den Mangel an körperlicher Elastizität an Geschmeidigkeit, und der nach oben wandernde Schwerpunkt führt zu steifem und immer unsicherer werdenden Gang, als ob man über rohe Eier ginge.

Durch die Übung „Der Frühling kehrt zurück“ wird der Gang wieder geschmeidig, weich und federnd, aber trotzdem sicher und fest wie in jungen Jahren. Durch die Schüttelbewegungen richten sich Meridiane und Zellen wieder aus, die Organe finden ihre natürliche Position und Körper/Geist/Seele wird gelockert und von frischem Qi durchflutet. Das lässt sich mit dem Effekt vergleichen, wenn ein Daunenpolster ausgeschüttelt wird und sich die verklebten Daunen voneinander lösen, von Luft erfüllt werden und so aufgelockert wieder elastisch auf jeden Druck reagieren können. Genauso werden im Inneren des Körpers Verklebungen und Blockaden gelöst und frisches Blut, Sauerstoff und Qi erreicht und nährt die entferntesten Körperzellen.

Zur Vorbereitung des Hauptteils der Übung beginnt man mit dem Lockern durch sanftes Bewegen von Kopf, Hals und Nacken. Begleitet sollen diese sanften Lockerungsbewegungen mit einigen kräftigen Ausatmungen werden, bei denen man denkt:“ Alles schlechte hinaus!“ Dann werden Schultern nach vorne und nach hinten kreisförmig bewegt, dann die Arme und Hände.Einigen Drehungen des Oberkörpers folgen Hüftdrehen, Kniekreisen und einige dynamische Streckübungen. Sportler machen einfach ihr gewohntes Aufwärmprogramm. Die Aufmerksamkeit sollte auf die Übungen gerichtet sein, um die Denksubstanz immer mehr abzusenken.

Mit der Lockerung von Muskeln Sehnen, Bändern und Gelenken sollte es gelingen, körperliche und psychische Spannungen abzubauen und innerlich still und ruhig zu werden. Dieses Aufwärmprogramm könnte idealer Weise etwa 5 – 15 Minuten dauern.

Dann nimmt man die stehende Position ein. Die Füße sind schulterbreit auseinander und parallel nach vorne gerichtet. Das Gewicht liegt mehr auf den Ballen als auf den Fersen, die Knie sind locker gebeugt. Das Becken ist leicht nach vorne gekippt, also das Gegenteil eines Hohlkreuzes, der Rücken ist gerade, die Schultern hängen, die Brust ist leicht eingezogen (Gegenteil von Brust heraus), die Arme hängen locker neben dem Körper hinunter, der Nacken ist aufgerichtet, das Kinn leicht zur Brust angezogen, der Kopf ist gerade. Man stellt sich vor, dass der Kopf (Mitte Schädeldecke) an einem Seidenfaden hängt und die Hals- Brust und Lendenwirbel bis zum Steißbein wie eine Perlenschnur hinunterhängen. Die Hüftstellung ist so, als ob man kurz vor dem Niedersetzen auf einen hohen Stuhl wäre.

In dieser lockeren und entspannten Position beginnt man sanft mit den Knien zu wippen. Bei lockerer Bauchatmung wird ohne den Atem zu pressen durch die Nase ein- und ausgeatmet.
Die Zunge liegt hinter den oberen Schneidezähnen am oberen Gaumenbogen. Sollte das Bedürfnis aufkommen, während der Übung einige male kräftig durch den Mund auszuatmen, so kann das gemacht werden. Manche Übende lieben es, beim Ausatmen Laute zu singen, die ihnen besonders gut tun. Das Geheimnis dieser wohltuenden Laute liegt darin, dass die Energieleitbahnen (Meridiane) durch das Zwerchfell führen und dass jeder Laut eine bestimmte Region im Zwerchfell in Schwingungen und Vibrationen versetzt, die von dem betroffenen Meridian in das zugeordnete Organ übertragen werden und dort wie eine anregende Massage wirken und die Durchblutung fördern.

Aus dem sanften Wippen sollte ein kräftiges Hoch- und Tiefwippen werden und umgekehrt, je nach Wohlgefühl und Empfinden. Die aus dem Knie kommende Bewegung wird sich mit Fortdauer der Übung auf den ganzen Körper übertragen und zu einem völlig lockeren Schütteln des gesamten Körpers führen. Die Vibrationen werden bis zu den Wangen und Fingerspitzen den gesamten Körper erfassen. Die Bewegungen sollen abwechselnd schneller oder langsamer werden und immer leicht und locker sein.
Ich persönlich zähle die Schüttel- und Wippbewegungen immer mit und mache nach etwa hundert Bewegungen einen Tempowechsel.

Die ideale Übungszeit dieses Hauptteiles der Übung beträgt 5 bis 10 Minuten.

Danach bleibt man locker stehen und richtet seinen Blick nach innen. Man spürt das Nachwirken der Vibrationen und den Tanz der Körperzellen.

Dann stellt man sich vor, wie bei jedem Einatmen helles Qi durch die Poren des Körpers eindringt und beim Ausatmen dunkles, verbrauchtes Qi nach unten sinkt und durch die Fußsohlen in die Erde einige Meter tief eindringt. Das machen wir, bis uns der Körper vor unseren nach innen gerichteten geschlossenen Augen wie von hellem Licht durchflutet erscheint.

Zum Abschluss machen wir 3 mal eine Bewegungen mit den Armen, als ob wir die Welt umarmen wollten und bringen immer die Hände vor den Unterbauch, mit der Vorstellung, dass wir beim Einatmen alles Qi umarmen und einsammeln und beim Ausatmen das gesammelte Qi in das untere Dant'ien, drei Querfinger unter dem Nabel im Unterbauch, sammeln.

Die Übung kann zu jeder Tages- und Nachtzeit durchgeführt werden, nicht aber unmittelbar nach dem Essen mit vollem Bauch, und auch nicht bei starken Blutungen oder Schwangerschaft.







©2011 Copyright: Dr. Reinhard Hörmann

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